17.04.2007

Donaukurier

Von Sebastian Ullrich

Eingängige Festmusik für Dollnstein

Dollnstein (DK) Seit Jahrtausenden windet sich die Altmühl gemächlich durch ihr Tal. Ein markanter Felsen setzt einen ruhenden Kontrapunkt. Dort siedelten einst Menschen. Der weithin sichtbare Felsen, mittelhochdeutsch der "tolle Stein", wurde ihr Markenzeichen. Kaiser Heinrich II. erwähnte die Siedlung erstmals in einer Schenkungsurkunde vor genau 1000 Jahren. Eine lange Geschichte, auf die das kleine Dörfchen mit Marktrecht stolz ist.

Zum Festakt wurde der gebürtige Dollnsteiner Peter Gampl, der als Dozent für Tonsatz an der Universität Augsburg tätig ist, mit der Komposition einer Festmusik beauftragt. Nun wurden in der Dollnsteiner Mehrzweckhalle die Dollnsteiner Kantaten nach Texten des Dollnsteiner Chormitglieds Helmut Posner uraufgeführt. Es spielte der Liederkranz-Kirchenchor Dollnstein mit Orchester unter der Leitung von Edgar Mayer.
Zwischen den Kantaten erklingt immer wieder die Altmühl-Arie, angenehm gesungen von der Sopranistin Anna-Maria Bogner. In weiten Bögen schwingt die Musik wie die Mäander der Altmühl. Mendelssohn hört man hier, ein wenig auch Mozart. Es ist eine schöne Melodie, eingängig, aber nie langweilig.
Die ersten beiden Kantaten behandeln die Schenkung durch Heinrich II. und den Dreißigjährigen Krieg. Sie sind musikalisch ganz nah am Barock. Gampl beherrscht alle Regeln des Tonsatzes und arbeitet handwerklich hochkarätig mit einer unverhohlenen Liebe zu Bach. Er empfindet dessen Schreibart nach, ohne ihn jemals exakt zu kopieren. Manchmal erweitert er die Harmonik und die Instrumentierung ins Hochromantische.
Über weite Strecken ist das Klavier relativ dominant, teilweise fast solistisch. Der Streicherapparat tritt oft in begleitender Funktion ein wenig zurück. So erhält der Gesamtklang eine wohlige Wärme.
Der Bassbariton Joachim Gebhardt singt sowohl einen Benediktiner (eigentlich waren es Benediktinerinnen) als auch den Kaiser. Seine Stimmführung ist recht tief angelegt, weich umspült von den Wogen der Musik. Der Chor der Benediktinerinnen tritt besonders mit einer großen Fugendurchführung hervor.
Die dritte Kantate ist ein duettiertes Strophenlied mit Klavierbegleitung im Stile des Klassizismus der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Ragtime-Rhythmen hört man da, und das ist genau das richtige Mittel, um die schwere, stampfende Mechanik der Lokomotive lautmalerisch darzustellen.
Zum Abschluss dirigierte der Komponist selbst ein "Happy Birthday". Dazu hatte er das "grässliche Lied zuerst zerstört", um es in einer barocken Sinfonietta neu zusammenwachsen zu lassen. Schöne Musik, die den Dollnsteinern viel Freude bereitet hat, und die sie sich noch lange durch den Kopf gehen lassen können, wenn sie am Ufer ihrer Altmühl spazieren gehen.

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