21.02.2007

von Josef Bartenschlager

Vor dem Tanz Wäsche waschen
Dollnsteiner Marktfrauen brillieren in neuen Gewändern

Dollnstein (baj) Am Faschingsdienstag ging es in Dollnstein noch einmal richtig zur Sache. Abends begann der große Kehraus mit Erich A. Bittl alias „Don Promillo“, an dessen Ende der Fasching begraben wurde. Der Nachmittag aber gehörte traditionsgemäß den Marktfrauen, die sich heuer etwas ganz Besonderes haben einfallen lassen. Zum einen hat bereits die 1000-Jahr-Feier der Marktgemeinde begonnen, zum anderen feiern die Marktfrauen selbst ein Jubiläum: Es gibt sie seit 20 Jahren. Als Verein natürlich, denn den Dollnsteiner Marktweibern hat  Wolfram von Eschenbach bereits vor über 800 Jahren einige Verse gewidmet. Deshalb tauchte der berühmte Dichter selbst auch auf.

So hatten sich die Marktfrauen bereits im Vorfeld mittelalterliche Mode zugelegt und alte Tänze einstudiert. Obermarktfrau Johanna Bittl war ganz schön nervös, ob alles klappen würde, aber sie brauchte sich keine Sorgen zu machen. Auf ihre Mitstreiterinnen war Verlass.

Bereits um halb zwei Uhr versammelten sich die ersten Zaungäste um den wunderschön geschmückten Marktfrauenbrunnen; im Verlauf der nächsten halben Stunde fand sich eine sehr ansehnliche Schar an Zuschauern ein, die sich prächtig unterhielten. Durch das große, eigens aufgebaute Tor marschierten die Akteurinnen ein. Zunächst säuberten sie ihre Leibwäsche in einem Holztrog und mit dem Waschbrett und zeigten die Ergebnisse stolz der Menge.

Dann brillierten sie mit ihren tänzerischen Qualitäten. Rundtanz, Quadrille und andere komplizierten Figuren gelangen ihnen als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten. Stürmischer Applaus war ihnen sicher. In den Pausen spielten ein Leierkastenmann und eine Musikgruppe auf. Dann war auch schon Zeit für Ursel Heimisch, ihr Podest zu erklimmen. Nach einem stärkenden Schluck aus dem Weizenbierglas wusch auch sie schmutzige Wäsche, aber auf andere Weise. In ihrer unnachahmlichen Art nahm sie verschiedene Vorkommnisse der vergangenen Monate aufs Korn. „Den neia Spiagl, brauchn Sie den in der Sakristei?“, fragte sie Pfarrer Paul Schmidt. „Oder ghört der vielleicht doch für de Frau Schuster, die Mesnerei?“ Den Bürgermeister zitierte sie ganz resolut zu sich aufs Podium. „Do gehst her.“ Seine Missetat? Mit dem Rasieren nimmts der Harrer Hans anscheinend nicht so genau; deshalb bekam er von Ursel Heimisch eine neue „Amtskette“ aus gelben Einwegrasierern.

Aber böse meinte sie es nicht, die Ursel Heimisch. Falls sie jemanden verletzt haben sollte, dann bitte sie um Verzeihung, sagte sie. „Nein, nein“, schallte es ihr beruhigend aus der Menge zurück. Dann kam die Stunde der Kinder, denn sie erhielten üppige Rationen an Süßigkeiten. Eine duftende und wohl schmeckende Suppe hatten die Marktfrauen vorbereitet, und mit geistigen Getränken geizten sie ebenfalls nicht.

Um das Fastnachtsspektakel abzurunden, hatten die kleine und die mittlere Garde ihren Auftritt, und das Kinderprinzenpaar zeigte seinen fulminanten Walzer.

 

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